
Handel – März 2021
Hühnerei statt Kuhfuß
Hofläden erfreuen sich stetig steigender Beliebtheit. Kein Wunder: Schließlich kommen Milch, Eier & Co. direkt vom Erzeuger: Frisch, regional und bei den häufig eingesetzten Automaten sogar rund um die Uhr. Aber genau die haben ein fettes Problem – denn sie ziehen vor allem auch Liebhaber von frischem Bargeld an. Es geht aber auch anders: Indem man es einfach abschafft.
Handel – März 2021
Hühnerei statt Kuhfuß
Was war zuerst da: Das Ei oder der Dieb? In Ahaus weiß man zumindest, was zuletzt noch bleibt: Denn mit der Abschaffung von Bargeld will man sich Diebstahl vom Hals halten.
Die Idee ist eigentlich ziemlich naheliegend und vielleicht ist sie genau deshalb so genial: Immer mehr Bauern bieten auf ihrem Hof auch direkt die eigenen Erzeugnisse zum Kauf an, stärken ihre Umsätze und bauen Kundenbeziehungen auf.
Unbemannte Hofläden oder Milchtankstellen erfreuen sich großer Beliebtheit. Allerdings eben nicht nur bei Leuten die sich für frische, regionale Kuhmilch interessieren, sondern eben auch bei denen, die nur den Kuhfuß ansetzen wollen.

Innerhalb von einem Jahr haben Deutschlands Polizeistellen über 40 Fälle von Diebstahl und Sachbeschädigung registriert – und das nur in Milchtankstellen
Hühnerhaufen als Businessplan
Ein großes Angebot hat „Bertas Eiland“ von Claudia Groten nicht. Hinter der Glasscheibe des Kühlschranks sind Hühnereier in unterschiedlichen Mengen, Schmalz, Konfitüre und andere, selbstgemachte Erzeugnisse zu erkennen. „Wir haben die Hühner ursprünglich nur für den Eigenbedarf gehalten.“, erklärt Claudia. „Mittlerweile sind die Damen aber so fleißig, dass wir selbst kaum noch hinterher kommen. Außerdem haben die Hühner mittlerweile schon eine echte Fanbase entwickelt. Deswegen sind wir irgendwann einfach auf den Gedanken gekommen, unsere Superbio-Eier einfach direkt am Stall zu einem fairen Preis in der Nachbarschaft zum Verkauf anzubieten.“

Vom Hühner-Stall in den Online-Shop: Regelmäßig wird geschaut, was für den Eierschrank entbehrt werden kann
Allerdings konnte man sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, die Bezahlung nur über Münzgeld und ein aufgestelltes Sparschwein zu regeln. Schließlich wechselt Bargeld nicht nur schnell mal unverhofft den Besitzer, es ist auch unflexibel für die Kunden und aufwändig in der Verwaltung für den Betreiber. Deshalb hat man sich dazu entschieden, komplett auf Münzen und Scheine zu verzichten und Zahlungen nur Online über PayPal, ApplePay & Co. anzunehmen.

Für die anstehende Osterzeit wurde das Sortiment mal eben erweitert – um Schokoladen-Eier
Eierdealer.digital
Die unbemannte Verkaufshütte hat die 58-Jährige fast ganz allein an den Start gebracht. Sie setzt sich aus 3 verschiedenen Teilen zusammen: Einem ausgemusterten Coca Cola-Kühlschrank, einem digitalen Schrankschloss und dem Online-Shop, über den schlussendlich die Bezahlung läuft. „Das war gar nicht so schwer.“, sagt Claudia und fügt lächelnd hinzu: „ Ich hab ja eigentlich wenig Ahnung, wie sowas funktioniert.“
Als digitale Plattform für den Eierschrank dient chayns. Besonders pfiffig dabei: Obwohl der ganze Kühlschrank bis in die Kühlspirale durch-digitalisiert scheint, braucht er nicht einmal WLAN oder Netz – das eingebaute Schloss verbindet sich direkt über Bluetooth mit dem Smartphone des Käufers.

Mit dem Handy an die Henne: Die Artikel aus Bertas Eiland werden einfach mit dem Smartphone bestellt
Für die Zukunft hat man schon spannende Ideen, wie sich das Sortiment noch erweitern lässt: Mit Saatgut, selbstgemachtem Ahauser Ketchup für die Sommerzeit, Obst und Gemüse aus dem Garten oder vielleicht sogar ausgewähltem Hühnerfutter, mit dem Omas und ihre Enkelkinder die Mädels bei ihrer Arbeit noch unterstützen können, ohne dass die gute Qualität schlussendlich darunter leiden muss.
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